In der Abteilung Turnen des TVH wird unter anderem Rhythmische Sportgymnastik angeboten. Hier zeigt Neele Mitsch bei den Vereinsmeisterschaften 2016 ihr Können. Foto: TV Heppenheim „Original aus Echo-Online“
Von Janina Strupf „Original aus Echo-Online“
HEPPENHEIM – Der Schwimmclub, der Handballclub VfL, der Rollschuh- und Eislaufclub oder der Judoverein – all diese Heppenheimer Vereine gäbe es vermutlich nicht, wenn der Turnverein Heppenheim (TVH) nicht gewesen wäre. Denn ursprünglich wurden die inzwischen eigenständigen Vereine irgendwann einmal in der Geschichte des TVH als Abteilungen gegründet. „Wir sind die Wiege vieler Sportvereine“, sagt der Vorsitzende des TVH, Karl-Heinz Krauß (56). Er hat den Vorsitz im Jahr 2012 vom Abteilungsleiter für Taekwon-Do Joachim Hübner übernommen.
Konkurrenzdruck durch Fitnessstudios
1100 MITGLIEDER
Der TVH ist nicht nur der größte Sportverein in der Kreisstadt, sondern auch der größte Verein in Heppenheim. Gegründet wurde er im Jahr 1864 in der Bierbrauerei Neff. Er hat 1100 Mitglieder in sieben Abteilungen. (jab)
„Der Verein ist zwar 1864 gegründet worden“, sagt Krauß. Zwischenzeitlich sei das Vereinsleben aber zum Erliegen gekommen, sodass 1891 eine Neugründung folgte. Wieso der Verein zwischenzeitlich nicht mehr aktiv war, kann Krauß nicht sagen: „Das weiß man nicht so genau.“ Der älteste Verein in Heppenheim an sich sei laut Krauß die Kolpingsfamilie. „Die waren drei Monate früher“, ergänzt er.
Derzeit sporteln rund 1100 Mitglieder in den sieben Abteilungen Basketball, Fitness, Leichtathletik, Taekwon-Do, Turnen, Volleyball und Wandern. Trainiert wird unter anderem in der Nibelungenhalle und im Stadion – und das zum Teil bis ins hohe Alter. Lothar Pfeifer, Leiter der Abteilung Fitness, wird im kommenden Jahr 80 Jahre alt. „Er macht jetzt noch Wettkämpfe“, sagt Krauß. In Vergangenheit waren Mitglieder bereits sehr erfolgreich: Hans Baumgartner gewann 1972 die Silbermedaille im Weitsprung bei der Olympiade in München. 1996 brachte Florian Schwarthoff die Bronzemedaille im Hürdenlauf von der Olympiade in Atlanta mit nach Heppenheim.
Doch auch beim größten Sportverein nimmt die Mitgliederanzahl ab. Das bemerkt auch Krauß, seit er Vorsitzender ist. „Damals waren es mal mehr, mal weniger als 1200“, sagt er. Viele Menschen würden heutzutage lieber in Fitnessstudios trainieren, anstatt im Sportverein. „Da hat man keine Arbeit damit“, meint er. Denn wie ein Verein nach außen wirkt, hat maßgeblich damit zu tun, wie sich die Mitglieder in den Abteilungen engagieren: „Damit steht und fällt alles“.
Auch, wie viele Jugendliche es in den Verein zieht. Aktuell sind rund die Hälfte im Verein Jugendliche, erzählt Krauß. „Der TVH an sich hat einen guten Ruf“, meint er. Mit den Sparten, die der TV anbiete, sei es wahrscheinlich, dass Jugendliche wenigstens einmal in ihrem Leben Mitglied im Verein werden – und eventuell bleiben. „Wenn wir Glück haben, sind wir die letzten in der Kette“, sagt Krauß. Manche zieht es aber auch weiter. Bestes Beispiel: Sebastian Vettel. „Der war auch mal Mitglied.“ Ein gewisser „Bodensatz“ bleibe aber immer. Das freut Krauß besonders bei den Jugendlichen. Denn der Verein möchte ihnen eine Heimat geben und das gesellschaftliche Miteinander fördern. Das wird in allen Abteilungen großgeschrieben.
Die Abteilungen des TVH sind laut Krauß autark, der Vorstand schaffe lediglich die rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen, damit sich die Sparten ihrem Sportvergnügen widmen können. Dennoch haben Krauß und seine Vorstandskollegen stets ein offenes Ohr, falls es einmal Probleme geben sollte.
Krauß selbst ist seit 1974 im Verein und hat viele Jahre Basketball gespielt. Das musste er inzwischen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Sport macht er trotzdem. „Sport ist neben der intellektuellen Fortbildung das wichtigste, was man im Leben machen muss“, meint Krauß. Er sei schon „ein bisschen stolz“, dass er der Vorsitzende des TVH ist. Für ihn sei es damals etwas Besonderes gewesen, in den Verein einzutreten. „Das war halt der TVH“, sagt er, „das ist einfach eine Institution.
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